Das Kolping Theater 2024 von Andreas Kindermann
Zusatztermin: Fr. 3. Jan. 2025 um 19:00 Uhr im Wolferstetter Keller! online Buchung oder Tel.: 08541/96 74 88 0 (Wolferstetter Keller) |
Hans und Bruno sind Freunde. Und ihre Leidenschaft gehört allein dem Fußball. Keine Frage, dass der Pokal der Niederbayernmeisterschaft in ihre Heimatstadt kommt. Hans macht die Vorlage, Bruno schießt das Siegestor. Niederbayernmeister! Es könnte ein „Sommermärchen“ an der Donau werden, wäre nicht das Jahre 1932 und Bruno nicht Jude und Sohn von Gustav Singer, in dessen Modegeschäft sich alles was Rang und Namen hat, die Klinke in die Hand gibt. Die Freundschaft der beiden wird auf eine schwere Probe gestellt werden. Und es wird in diesen finsteren Jahren 1933 – 1938 auch nicht immer der Ball sein, der rollt.
Grandioser Abschluss der Theatersaison 2024!
4 mal haben wir den Pfarrsaal füllen und so ca. 4000,- Euro für soziale Zwecke einspielen können. Wir danken allen Besuchern und Spendern!
Der Erlös wird unter anderem an die
Kinderhilfe Kakadu und an die
Bahnhofsmission Passau gehen.
Zusatztermin: Fr. 3. Jan. 2025 um 19:00 Uhr im Wolferstetter Keller! online Buchung oder Tel.: 08541/96 74 88 0 (Wolferstetter Keller) |
Die Schauspieler: Ina Nelli Astrid Hans Gustav Singer Bruno Singer Moritz Singer Margarete Ostermeier Amemelie Ostermeier Marie von Weyden Sigismund Altmeier Margot Lieselotte Magdalena Sr. Ermelinde Dr. Thomas Hubbauer Bräuin Conni Trainer Alfred Martin Souffleuse Technik, Beleuchtung, Bilder Bilder, Video | Susanne Bauer Lilian Oettel Heidi Kapfhammer Valentin Greineder Sebastian Wild Gabriel Kroneder Phillip Kroneder Melanie Uttenthaler Veronika Kroneder Fiona Oettel Peter Kapfhammer Gisela Ratzinger Johanna Kapfhammer Birgit Baumann Sabine Greineder Max Eichinger Ursula Bauer Sebastian Blank Benedikt Spieleder Wolfgang Lenz Julia Kroneder Tom Baumann und Eduard Evteev Luis Blank |
Aufführung „Der Mitläufer“ online ansehen |
Wenn die Welt aus den Fugen gerät: Kolpingtheater Vilshofen greift das Thema Antisemitismus auf
Theaterkritik im Vilshofener Anzeiger 11.2024
Gerade waren die beiden jungen Geschäftsfrauen des Second-Hand-Ladens noch so fröhlich und feierten die kommende Eröffnung. Doch die Stimmung kippt, als die Uroma zu erzählen beginnt. Denn der Laden hat eine Geschichte: „Wir stehen mitten in einem Tatort!“, sagt Nelli betroffen.
Sichtlich berührt verfolgte das Publikum am Samstag die Premiere von „Der Mitläufer“ im Pfarrzentrum in Vilshofen (Landkreis Passau). Wieder einmal hat Andreas Kindermann ein geniales Theaterstück zu Papier gebracht, das die 20 Frauen und Männer, allesamt begeisterte Laienschauspieler, wirkungsvoll umsetzen. Die verbrecherische Judenhetze im Dritten Reich wird von Kindermann geschickt in die Gegenwart geholt, das Thema kriecht dem Publikum unter die Haut. Denn das Ladengeschäft gehörte einst der jüdischen Familie Singer und wurde dann vom Ururopa der beiden jungen Frauen übernommen, einem gehorsamen Mitläufer. Wie kam es dazu, fragen sich die beiden jungen Frauen (Susanne Bauer/Lilian Oettel) betroffen?
Wie unter einem Brennglas werden die verheerenden Auswirkungen der Nazi-Propaganda am Beispiel einer Fußballmannschaft auf der Bühne gezeigt. Junge Männer, denen die Religion herzlich egal ist, spielen kameradschaftlich zusammen und feiern gemeinsam den Sieg der Niederbayern-Meisterschaft. Der beste Freund von Hans (Valentin Greineder) ist Bruno Singer (Gabriel Kroneder), der aus einer jüdischen Familie stammt.
Dann beginnt der subtile Terror des „schönen Conni“ (Sebastian Blank), der dem Bösen in Gestalt eines karrieregeilen Beamten ein so banales wie hässliches Gesicht gibt. Hier ein wenig denunzieren, dort perfide provozieren und „deutsche Werte“ gegen alles Fremde ins Feld führen – und schwupps brennt 1932 bereits die Lunte, an der sich der mit Nachdruck geschürte „Volkszorn“ dann entzündet.
Die 20 Frauen, Männer und Kinder stellen bemerkenswert intensiv dar, wie sich innerhalb eines einzigen Jahres die Verhältnisse zuspitzen, wie ein Keil zwischen die Fußballfreunde getrieben wird und sich ihre Wege trennen: der eine wird Mitläufer, der andere wird zum Gejagten. Die Entwicklung der Freunde wird eindrucksvoll von Valentin Greineder und Garbriel Kroneder gezeigt. Aber auch die kleinen Episoden am Rande sprechen eine klare Sprache: die jüdische Chefarztfrau (Melanie Uttenthaler), die um ihr Leben bangen muss ebenso wie Birgit Baumann, die als „arische“ Deutsche nicht mehr im jüdischen Haushalt arbeiten darf. Die geschäftstüchtige Brauereichefin (Ursula Bauer) macht beinhart klar, dass sie zwar nichts gegen Juden hat – aber Geschäft ist nun mal Geschäft. Und Fiona Oettel sowie Johanna Kapfhammer zeigen, wie bequem es ist, mit dem Strom zu schwimmen.
Als Spiel im Spiel kommentieren Susanne Bauer, Lilian Oettel und Heidi Kapfhammer als Uroma das Geschehen mit wachsender Betroffenheit aus der Gegenwart. So entstehen auch immer wieder skurrile Elemente, die das Publikum mit erleichtertem Gelächter quittiert, um dem Unbehagen wenigstens kurz zu entkommen. Denn die Parallelen zum schleichenden Beginn des Antisemitismus heute, wo Grenzen sachte verschoben und Unsägliches plötzlich ausgesprochen werden darf, werden jedem überdeutlich vor Augen geführt. Bequemlichkeit, Dummheit und Gruppenzwang. Auch Sympathieträger wie die die kleine Veronika Kroneder – „Ich bin kein Mischling, bin doch kein Hund!“ – oder die hilfsbereit zupackende Klosterschwester Sabine Greineder lockern das ernste Geschehen um die jüdische Familie, dargestellt von Peter Kapfhammer, Gisela Ratzinger, Sebastian Wild und Phillip Kroneder, aber auch den blutig geschlagenen Kommunisten (Max Eichinger) auf. Und aus den Sportskameraden (Benedikt Spieleder und Wolfgang Lenz) werden Sturmbannführern, nicht unbedingt aus Überzeugung, sondern aus
Bequemlichkeit, Dummheit und Gruppenzwang.
Ein wenig Lokalkolorit hat Kindermann hier und da verfremdet eingestreut. Doch dies ist beileibe keine Vilshofener Geschichte, macht er deutlich. Was kann helfen in solchen Zeiten? Die Werte von Adolf Kolping, die auf der Bühne groß eingeblendet werden: Frieden, Gerechtigkeit, Geduld und Liebe. Der gesellschaftlich hochbrisante Stoff, der sich in schlimmen Ausschreitungen zuletzt zugespitzt, findet schließlich ein versöhnliches Ende auf der Bühne. Viel Applaus gibt es für die Laiendarsteller wie auch für den Autor und Regisseur sowie alle hilfreichen Hände.
Gesine Hirtler-Rieger
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